Bessere Radwege – datenbasiert sicherere Radinfrastruktur in Köln

Bessere Radwege – datenbasiert sicherere Radinfrastruktur in Köln

Erste Konzeption und Designs sind umgesetzt, anhand derer der erste funktionale Prototyp umgesetzt wird.

Radfahren kann eine sinnvolle Alternative im städtischen Alltag sein — sofern die Infrastruktur mitspielt. In Köln jedoch liegen kaum verlässliche Daten vor über Gefahrenstellen, schlechte Beläge oder problematische Wegführungen. Das Projekt Bessere Radwege reagiert genau darauf: eine App, die Fahrten automatisch analysiert, Probleme erkennt und anonymisierte Daten als Open Data bereitstellt — damit Stadtplanung und Bürger:innen gemeinsam bessere Wege gestalten.

Diese Initiative läuft als selbstinitiiertes Projekt mit Förderung durch un:box Cologne / Stadt Köln.

Kunde
Selbst-initiiertes Projekt
Gefördert durch un:box cologne/ Stadt Köln

Zeitraum
März 2024-Oktober 2024

Aufgaben
UX-Design, Research, Prototyping, Testing, Visual Design, Projektleitung

Technischer Lead/ Partner
Matthias Krauß

Zielgruppen & Stakeholder
Menschen, die in der Stadt radfahren (oder es möchten)
Stadtplaner:innen, Verwaltung, Mobilitätsinitiativen
Open-Data-Community

So funktionierts

Fahrrad fahren und gemeinsam Strecken-Informationen sammeln

Die Nutzer:innen installieren die App. Während jeder Radtour werden Sensordaten (Neigung, Vibrationen, Route) erfasst.

Die gesammelten Daten werden automatisch ausgewertet und sind kostenlos nutzbar!

Die erhobenen Datensätze werden anonymisiert auf unseren Server hochgeladen.

Die Informationen werden mit den Daten anderer Nutzenden verarbeitet, Algorithmen identifizieren problematische Abschnitte wie unebene Strecken, scharfe Übergänge oder gefährliche Stellen.

Stadtplanung kann Wege effektiv und effizient verbesseren

Alle erhobenen Informationen werden anonymisiert und öffentlich auf Open-Data-Plattformen bereitgestellt. Die App ist Open Source — Weiterentwicklung ist möglich.

Stadtverwaltungen erhalten Einblicke in reale Nutzungsdaten und können gezielt Maßnahmen zur Verbesserung der Radinfrastruktur ableiten.

Ziel: Aufbau einer Radweg-Qualitäts-Datenbank für Köln

Langfristig wollen wir eine offene Datenbank aufbauen, in der sich insbesondere viel befahrene Wege und Risikostellen der Radwege in Köln finden. Im Gegensatz zu vielen existierenden Datenbanken stehen diese informationen Datenschutz-konform und offen allen Interessierten zur Verfügung, sodass wir gemeinsam an einer besseren und sicheren Radinfrastruktur arbeiten können.

Statistiken als Mehrwert

Menschen lieben Statistiken. Nutzer*innen bekommen einen vollständigen Überblick über all ihre persönlichen Fahrten.
Um neben dem eigentlichen Ziel hinaus einen Mehrwert für die Nutzenden zu schaffen, bieten wir ihnen eine Liste mit Detailauswertung ihrer Fahrten an. Diese Funktion findet sich sonst nur bei nicht- offenen Diensten, deren Server zudem oft auch in den USA stehen.

„Bessere Radwege“ entsteht im Rahmen des Förderprojektes „un:box Cologne“ der Stadt Köln.

Der Designprozess

Insight & Research

Konzept & Ideenfindung

Als leidenschaftliche Radfahrende haben wir hautnah erlebt, wie unklar viele Radwege in Köln sind — und die Zahlen bestätigen es: In Sachen Radinfrastruktur zählt Köln zu den Städten mit großen Nachbesserungsbedarf.

Matthias Krauß brachte daher eine zentrale Idee mit: Wenn wir mehr und bessere Daten hätten, könnten wir gezielt Verbesserungen ermöglichen — nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern datenbasiert und nutzerorientiert.
Auf dieser Grundlage entwickelten wir die Projektidee und starteten im Förderzeitraum mit Interviews und Research.

Diese Statistik, aufbereitet durch den ADFC, untermauert warum gut ausgebaute, gut gewartete Radwege wichtig für die Verkehrsplanung und die Sicherheit der Radfahrenden sind. Zur Quelle

Research & Nutzerverständnis

Wir legten den Fokus darauf, Daten aus der Perspektive der Nutzer:innen zu verstehen — nicht aus Annahmen heraus.

  • Markt- & Wettbewerbsanalyse
    Parallel analysierten wir bestehende Anwendungen (z. B. Strava, Komoot, Stadtradeln) und Open-Source-Lösungen wie Samba. Ziel: Stärken und Schwächen erkennen, Ideen ableiten.
  • Geführte Qualitative Interviews
    Ich führte 10 qualitative Interviews mit Radfahrenden aus Köln — unterschiedliche Viertel, Altersgruppen, Fahrstile und Nutzungswege. Ziel: ein Gespür für reale Problemstellen und Muster zu gewinnen.
    Würdet ihr eine App wie diese nutzen — und warum / warum nicht?
    • Welche Schwierigkeiten erlebt ihr beim Radfahren (z. B. Vibration, Umwege, Belagsqualität)?
    • Welche Strecken fahrt ihr, unter welchen Bedingungen?
    • Mit welchem Fahrrad seid ihr unterwegs (z. B. E-Bike, Citybike, Rennrad)?
  • Offene Gespräche auf Messen und öffentlichen Veranstaltungen
    Auf Barrierefreiheits-, Mobilitäts- oder Fahrrad-Events kamen wir direkt mit Radfahrenden, Initiativen und kommunalen Akteur:innen ins Gespräch. So sammelten wir unvoreingenommene Einblicke in Schmerzpunkte, Bedürfnisse und Einstellungen.
  • Feldbeobachtung & Datensammlung
    Mit Pilotfahrten und Alltagsrouten testeten wir, wie Vibrationen, Umleitungen oder schlechte Beläge technisch messbar gemacht werden können — in realen Umgebungen mit echten Bedingungen.
Marktanalyse (Auszug): wir haben diverse Open Source, nicht Open Source und kostenlose Apps untersucht, um herauszufinden was besser oder schlechter funktioniert und was wir uns für „Bessere Radwege“ vorstellen können.

Analyse & Insights

  • Typische Problemzonen: unebene Beläge, Kopfsteinpflaster, abrupte Übergänge
  • Nutzer:innen wollen möglichst automatisierte Erkennung, visuelle Rückmeldungen und einfache Bedienung, aber häufig sind händische Annotationen notwendig
  • Das Thema Datensicherheit wurde in fast jedem Interview angesprochen. Offen kommunizierte Anonymisierung und Open-Source-Ansatz steigerten das Vertrauen und die Bereitschaft, die App zu testen.
  • Radfahrende teilen ihre Fahrdaten gern, wenn sie den Nutzen direkt erleben können. Reine Datenerfassung reicht nicht – sichtbare Rückmeldungen („Mein Beitrag hat diese Karte verbessert“) motivieren.

Diese gewonnenen Einsichten halfen uns, vom groben Konzept zur konkreten App-Architektur zu gelangen — mit Fokus auf Automatisierung, Einfachheit und Nutzen für Stadtplanung.

Was verbindest du mit Radfahren in Köln?

»Freude. Und Gefahr.
Ich fahre jeden Tag. Jeden Tag erlebe ich mindestens zwei gefährliche Situationen.«

(Katharina, 39 J., Fahrradfahrerin in Köln)

Prototyping und Testing vor der Umsetzung

Bereits im frühen Projektverlauf entwickelte ich klickbare Prototypen, die ich mit dem Team und mit unterschiedlichen Testpersonen durchliefen. So konnte ich bereits früh im Prozess Schwierigkeiten und mögliche Fehler sowie Verbesserungsvorschläge erkennen und ein gemeinsames Verständnis im Team für Anforderungen und Projektumfänge schaffen.

Erkenntnisse aus Interviews und Tests

  • Die Annahme „eine einfache App ist automatisch leicht bedienbar“ erwies sich als falsch. Einige vereinfachte Abläufe führten paradoxerweise zu mehr kognitiver Belastung. Ergebnis: klare Sprache, progressive Offenlegung (erst Basics, dann Tiefe) und besseres Wording halfen deutlich.
  • Fachbegriffe wie RouteSegment oder Annotation wurden von Alltagsradfahrenden oft missverstanden. Durch nutzerzentrierte Texttests entstand ein alltagstaugliches, nicht-technisches Vokabular, das Zugänglichkeit verbessert.
  • Viele Nutzer:innen starteten die App nicht bei jeder Fahrt. Erinnerungsfunktionen, automatische Startoptionen oder Watch-Integration erwiesen sich als Schlüssel, um eine kontinuierliche Nutzung zu fördern.
  • Live-Tests bei Veranstaltungen wie dem Mobility Camp Cologne halfen, blinde Flecken im Interface aufzudecken. Besonders wertvoll war direktes Feedback unter realen Bedingungen – nicht nur Labor-Usability-Tests.
  • Die Sensor- und Vibrationsmessung funktioniert stabil, allerdings erzeugen unterschiedliche Fahrräder und Straßenbeläge Variabilität. Künftig braucht es adaptivere Algorithmen, die Fahrzeugtyp und Dämpfung berücksichtigen.

Anhand einfacher Wireframes konnten wir kleine Tests starten und beginnen, miteinander über Detailfragen zu sprechen. Um Kommunikation unkompliziert zu halten haben wir uns dazu entschieden, alle fragen, Annotationen und Flows direkt an den Wireframe darzustellen.

Entwicklung der Designsprache

In der zweiten Phase überführten wir das Feedback aus den Wireframes in ein kohärentes visuelles System. Dieses wurde konsequent auf alle digitalen und analogen Kommunikationskanäle angewendet — darunter:

  • App-Interface: klare Komponenten, konsistente Typografie, intuitive Icons
  • Website & Kommunikationsmaterialien: Illustrationen, Poster, Social Media Posts, Flyer
  • Visuelle Identität & Spaßfaktor: Wir strebten eine Designsprache an, die nicht nur funktional, sondern auch einladend ist — ein Stil, der Wiedererkennbarkeit erzeugt, ohne überladen zu wirken.  

Wir orientierten uns gleichzeitig an Barrierefreiheitsprinzipien (z. B. Kontraste, Lesbarkeit, klare Struktur), um sicherzustellen, dass die visuelle Präsentation nicht nur schön, sondern auch inklusiv ist.  

Emotionaler Charakter & Einbindung

Um eine visuelle Identität zu schaffen, die Menschen anspricht und bindet, integrierten wir expressive Elemente:

  • Eine Illustrationsfigur / Maskottchen („Fahrradkatze“) wurde Teil der visuellen Erzählung — sie sitzt auf dem Rad, winkt mit dem Smartphone, und bringt einen sympathischen Wiedererkennungsanker in die Projektkommunikation.  Alles wirkt etwas Selfmade, sympathisch und nahbar.
  • Die visuelle Sprache zieht sich konsistent durch Web, Social Media, Poster und Events — so wird das Projekt erkennbar und präsent.  

Designprinzipien & Belohnungsmechanismen

  • Konsistenz & Wiedererkennbarkeit: Die Designsprache sollte über alle Medien hinweg erkennbar sein und Vertrauen schaffen.
  • Barrierefreiheit im Design: Ausreichende Kontraste, gut lesbare Schriftgrößen, analog zur UX-Komponente.
  • Flexibilität & Erweiterbarkeit: Das System ist so aufgebaut, dass es mitwachsen kann (z. B. für neue Features, zusätzliche Ansichten).
  • Visueller Spaß & Engagement: Kleine Details und Illustrationen tragen zur positiveren Wahrnehmung bei und schaffen eine emotionale Verbindung.
Die Design- Variante, die wir umsetzen wollten

Öffentlichkeitsarbeit, Talks, Termine mit städtischen Stakeholder und mehr

Vorstellung beim Mobility camp auf dem Neumarkt in Köln, Talks in Gesprächsrunden, zu gast beim SCOON in Berlin um andere initiativen und städte , Stadtteilfeste etc um mit ADFC, Fahrradgruppen und anderen interessierten und initiativen zusammen zu kommen und unsere idee vorzustellen und zu testen-> hier ging ein großer teil unserer zeit auch hinein
Viel zeit und Aufwand auch für Termine mit dem un:box Cologne team, workshops, gemeinsame absprachen, Vorstellung der projekte aus dem un:box cologne bei verschiedenen Förderzyklen -> durchaus herausfordernd und auch zeitintensiv

Kommunikationsmaterial

Unsere Kommunikation soll immer nahbar, lustig, persönlich und sympathisch sein, um viele Unterstützer*innen zu sammeln.

Ergebnis

  • Förderprojekt erfolgreich abgeschlossen
    Der funktionale Prototyp wurde vollständig umgesetzt.
  • Langzeitnutzung & Realtest
    Seit 12 Monaten wird die App von einem Heavy User im Alltag eingesetzt – mit dem Ziel, technische Herausforderungen und UX-Probleme während realer Fahrten zu identifizieren und zu validieren.
  • Öffentliche Resonanz & Sichtbarkeit
    Das Projekt wurde auf mehreren öffentlichen Events präsentiert und erhielt durchweg positives Feedback aus Mobilitätsinitiativen, der Zivilgesellschaft und interessierten Nutzer:innen.
  • Erste Datensätze & Analyse
    Die App sammelt aktiv Daten über problematische Radwegeabschnitte und ermöglicht erste Auswertungen. Aktuelle Datenbasis erlaubt bereits Analysen zur Identifikation von Hotspots.
  • Anerkennung & Interesse seitens Entscheidungsträger:innen
    Städte, Behörden und NGOs zeigen Interesse am Weiterbau – positives Echo aus Verwaltung und Zivilgesellschaft bestätigt Relevanz und Potenzial.
  • Zukunftsaussichten & Skalierung
    Der Ausbau steht bevor: Erweiterung auf mehr Nutzer:innen, stärkere Datenvisualisierung, Integration in kommunale Systeme und Ausweitung auf weitere Städte.
Der reale Prototyp im Einsatz

Ausblick

Next Steps / Potenzial  – Ausbau: weitere Städte, mehr Nutzer:innen, Vergleichsstädte  – Visualisierungstools für Stadtplaner:innen (Heatmaps, Risikoübersichten)  – Schnittstellen zu Mobilitäts- und Verkehrsplanungssystemen  – Community-Ansatz: Nutzer:innen melden, validieren, diskutieren

Learnings & Herausforderungen  – Genauigkeit der automatischen Erkennung optimieren  – Nutzer:innenbindung & Motivation langfristig sicherstellen  – Integration in städtische Daten- und Planungssysteme herausfordernd, Datenschutz, Datenpflege – Community-pflege herausfordernd da sehr zeitintensiv

Was ich anders machen würde  – Noch frühere Tests direkt im Feld  – Mehr Feedback-Loops mit Nutzer:innen etablieren  – Anpassung der Kategorien (z. B. Oberflächenqualitäten, Umleitungspotenzial) – sehr schnell größere Community aggregierten – ;itarbeiter*in für communitx-pflege finden

Gefördert durch

un:box Cologne
Deine Stadt - Deine Ideen
Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
Stadt Köln
KFW